Die Vernetzung der vielen in einem modernen Operationssaal (OP) verfügbaren computergesteuerten Medizingeräte nimmt seit Jahren an Bedeutung zu, weil nur so der klinische Bedarf für mehr Sicherheit, Effizienz und Ergonomie im OP umgesetzt werden kann. Eine Herausforderung ist dabei bislang die Vernetzung von Geräten unterschiedlicher Hersteller miteinander. Hier hat das BMBF-Projekt „OR.NET – Sichere dynamische Vernetzung in OP-Saal und Klinik“ (2012-2016) wichtige Grundlagen in der Form eines serviceorientierten Kommunikationsprotokolls für die dynamische, herstellerübergreifende Vernetzung von Medizingeräten gelegt, welches inzwischen als Bestandteil der Normenreihe ISO/IEEE 11073 „Service-oriented Device Connectivity“ ein international anerkannter Standard ist.

Abbildung 1: Zusammenspiel existierender und geplanter IEEE 11073 Normen

Ein Problem im Einsatz der neuen Normen ist bislang jedoch noch, dass Hersteller die Netzwerkrepräsentation gleichartiger Geräte unterschiedlich modellieren können, was die Integration in ein System vernetzter Medizingeräte ebenso erschwert wie Test und Zulassung vernetzter Geräte. Hier setzt das im Januar 2019 gestartete, von OFFIS koordinierte und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt „PoCSpec – Modular Specialisations for Point-of-Care Medical Devices“ an: Das Projekt wird Ergänzungen zur ISO/IEEE 11073-Normenfamilie entwickeln, die für bestimmte Gerätekategorien die Vernetzungsanforderungen, also Umfang, Struktur und Bedeutung der im Netzwerk angebotenen Daten und Services sowie das Verhalten des Gerätes zur Laufzeit genau festlegen, so dass Geräte unterschiedlicher Hersteller über das Netzwerk einheitlich überwacht und angesteuert werden können. Dies soll beispielhaft für zwei besonders komplexe Gerätekategorien umgesetzt werden: Endoskopie und Hochfrequenzchirurgie.

Abbildung 1 zeigt, wie sich die neu zu entwickelnden Normen für Gerätespezialisierungen (Device Specializations) in den IEEE 11073 SDC Standard eingliedern werden. Alle mit einem P Prefix (proposed) versehenden Normen befinden sich derzeit noch in Entwicklung oder Abstimmung, die als „Core Standards“ bezeichneten Normen wurden hingegen bereits im jeweils angegebenen Jahr (siehe Suffix) offiziell verabschiedet. Die Abbildung zeigt, dass die neuen Gerätespezialisierungen sowohl auf den Core Standards, den Key Purposes und den neuen ModSpecs basieren werden. Dies sind wiederverwendbare Bausteine für häufig auftretende Komponenten der unterschiedlichen Geräte, welche zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der unterschiedlichen Gerätebeschreibungen genutzt werden sollen.

Um bei der Entwicklung der Normen auf einem möglichst breiten Konsens aufbauen zu können, sind eine Vielzahl von Herstellern aus den Bereichen Endoskopie und Hochfrequenzchirurgie als Partner im Projekt engagiert und werden ihr Know-how einbringen. Weitere Hersteller sind eingeladen, sich als assoziierte Partner in das Projekt einzubringen und an der Normentwicklung mitzuwirken. Ziel des Projekts ist es letztendlich, ein höheres Niveau der Interoperabilität zu erreichen und die Austauschbarkeit von Medizingeräten unterschiedlicher Hersteller im laufenden Betrieb zu ermöglichen. Dies stärkt nachhaltig die hervorragende internationale Wettbewerbsposition Deutschlands für Medizingeräte.

Partner des Projekts sind neben OFFIS die Firmen Aesculap, BOWA, Dräger (assoziiert), embeX, Erbe Elektromedizin, Karl Storz, Olympus Winter & Ibe, Open Connections, Schölly Fiberoptic (assoziiert), Söring (assoziiert), steute Technologies (assoziiert) und surgiTAIX (assoziiert) sowie das Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik (IMD) der Universität Rostock und das Institut für Medizinische Informatik (IMI) der Universität zu Lübeck.